Location: Café Schopenhauer
Lesezeit: 19:30 Uhr
Valentin Fuchs,
geboren 1966 in Wien, ist freier Schriftsteller. Bevor er an der Universität Wien Geschichte und Germanistik studierte, war er in der VOEST Alpine und im Bundesministerium für Justiz beschäftigt. Er gilt als exzellenter Kenner der 1920er-Jahre.
Die Hinrichtung Hugo Bettauers. Zur Aufarbeitung eines rechtsextremen politischen Attentats, promedia
Am 10. März 1925 feuerte der 20-jährige Otto Rothstock fünf Schüsse auf den damals erfolgreichsten österreichischen Schriftsteller Hugo Bettauer ab. Der Attentäter, ein frühes NSDAP-Mitglied, ließ sich widerstandslos festnehmen. Im Oktober desselben Jahres wurde gegen Rothstock am Landesgericht Wien verhandelt. Die Geschworenen sprachen den Täter einstimmig des Mordes schuldig und gleichzeitig wegen seiner Geisteskrankheit frei. Er wurde in die Psychiatrie eingeliefert und nach 18 Monaten als „geheilt“ entlassen.
Hugo Maximilian Bettauer (1872–1925) war der meist gelesene Wiener Schriftsteller und Journalist der frühen 1920er-Jahre. Für sich selbst hätte er die Bezeichnung „Aufklärer“ in Anspruch genommen. Sein bekanntester Kriminalroman „Stadt ohne Juden“ wurde von Hans Karl Breslauer mit Hans Moser verfilmt, in der Kinofassung seines Romans „Die freudlose Gasse“ feierte Greta Garbo ihre erste Hauptrolle. In seinen Schriften wandte sich Bettauer gegen den allerorts grassierenden Antisemitismus, forderte Straffreiheit für Homosexualität und trat für ein modernes Scheidungsrecht ein. Den Konservativen und Rechten seiner Zeit war er ein Gräuel.
Ursula Scheidl wird Valentin Fuchs vor Ort über Hugo Bettauer und den tragischen Mord interviewen